Montag, 27. September 2010

Es wird März

Ich muß hier mal in aller Peinlichkeit einen groben Schnitzer korrigieren. Die ganzen angesprochenen Effekte, die Probleme mit den "Entsorgungssystemen", der Konditionsverlust und die wundersame Abnahme - das alles kommt doch nicht vom Morphin. Es ist ausschließlich eine Auswirkung der Bestrahlung. Das hat mir heute der Arzt gesagt. Das Morphin macht wirklich nur Verstopfung. Ist natürlich etwas blöd. Da hätte ich mich ja ruhig noch ne Woche länger zudröhnen können. Pech für die Kuh Elsa. Das Gute ist, ich hab mein verloren gegangenes Vertrauen in Schmerzbekämpfung teilweise wiedergewonnen.
Ja also, ich war heute beim Arzt. Er hat sich zunächst etwas gewundert, dass das CT so frühzeitig gemacht wurde. Man würde ja jetzt noch gar nichts sehen. Hab ichs doch gesagt...
Dann hat er mir das weitere Vorgehen skizziert.
Jetzt soll ich mich erstmal von der Chemo und der Bestrahlung vollständig erholen. Am 19.10. gehe ich dann ins Krankenhaus und am 20. werd ich operiert. Dannach gibts wieder eine Erholungsphase - wie lange hat er nicht gesagt, aber früher wurde das Thema schon einmal angesprochen - da hieß es ca. 2 Wochen im Krankenhaus und dann nochmal 3 Wochen Erholung. Nach dieser Phase kommen noch mal 4 Runden Chemo - das heißt jeweils 1 Woche Infusion und 3 Wochen Pause. Hab das mal hochgerechnet. Das ist alles so Anfang März 2011 durch. Kein weiterer Kommentar.

Sonntag, 26. September 2010

Laufen oder nicht Laufen?

"Am Bickendorfer Büdche,
do käuf dä Jupp sing Brütche
beim Lisbeth en enem Tütche,
dat hät e lecker Schnütche.
Un ovends dann am Büdche
verzällt hä unsem Tütche
däm Lisbeth met däm Schnütche,
wie schön ihr Brütche wör. "

Das ist nur der Refrain, der Rest vom Text ist ähnlich. Außerdem ist das namens gebende "Bickendorfer Büdchen" eine Lokation in Köln Rath - also weit weit weg von Bickendorf.  Und die Musik ist Kölsch-karnevalsmäßig - also zum Weglaufen...
... apropos Laufen: Also ich hab den Mut zusammengenommen und bin mit gelaufen. Es war nicht nur wegen der Kondition problematisch, sondern meine immer noch etwas verquere Darmtätigkeit hatte mir bei einem Probelauf auch noch mal gezeigt, wozu sie imstande ist. Zum Glück war ich da allein im Wald...
Aber der Lauf lief gut. Die Zeit war zufriedenstellend (59 min) und es hat Riesenspass gemacht. Durch Bickendorf zu laufen, ist einfach cool.

Mittwoch, 22. September 2010

4 8 15 16 42

Heute war nun also die Messung "Danach". Es war wieder eine komplett-Computertomographie. Sie hat, so wie ich das sehe, dieselben Ergebnisse geliefert wie die vorherige: Alles ist "sauber", außer an ebendieser Stelle am Enddarm - da ist nach wie vor etwas. Die Ärztin, sagt, leider kann man nicht zwischen Krebs und Ödem unterscheiden. Wenn das so ist, ist das Messergebnis eigentlich ein ganz klein wenig enttäuschend.  Man kann eigentlich "nur" sagen, dass es nicht schlimmer geworden ist (Ist aber natürlich als eine wichtige positive Nachricht anzusehen.)
Was die Nebenwirkungen angeht, die mich letzthin so geplagt haben, so sind die  jetzt auf ein absolut erträgliches Mass zurückgegangen. Es piekt noch ein bisschen beim Geschäft. Der Arzt, der gesagt hat, es könne schon so ca. zwei Wochen dauern hat leider nicht zuviel versprochen. Die Nebenwirkungen vom Morphin sind noch nicht ganz weg, aber eben mittlerweile auch erträglich.
Mich beschäftigt aber eines noch sehr. Ich muß ständig daran denken, dass Heroin-Konsumenten ja mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. Ist ja schließlich dasselbe Zeugs. Was für eine Scheißdroge. Da sind Alkohol und Nikotin ja Kinderkram dagegen - auf jeden Fall in den frühen Phasen. Bei Morphin gehts ja schon nach einer Woche ordentlich "zur Sache" - nebenwirkungsmäßig.
Mein Gewicht ist auch noch schön unten. Hab gleich die Chance genutzt und meine Goldcard von WeightWatchers verlängert.
Eine Sache ist aber doch neu: Meine Kondition ist auf einmal im Keller. Ich hab es gemerkt, als ich am Sonntag ein bisschen für den Büdchenlauf trainieren wollte. Nach 2,5 km war ich fast alle. Noch die Treppe hoch danach und ich mußte mich erstmal hinlegen. Mein lieber Schwan... Aber eigentlich war das ja fast klar. Ich habe wegen der Schleimhautentzündung zwei Wochen nix gemacht. Und dann diese spontane Gewichtsabnahme... Die Frage ist nun, wie viel kann ich jetzt bis kommenden Sonntag in gesundem Maße wieder aufbauen. Mitlaufen werd ich auf jeden Fall. Und wenn ich 80 min brauche. Hab mir extra die Startnummer 23 ausgesucht.

Donnerstag, 16. September 2010

Drogenfrei

Labor war heute, wie erwartet, "Ohne Befund".
Die Nebenwirkung erster Stufe (die Schleimhautentzündung wegen der Bestrahlung) ist noch nicht ganz weg. Da ich mit dem Morphin-Zeugs aufgehört habe, spür ich da schon noch Schmerzen. Die Nebenwirkungen zweiter Stufe (Nebenwirkungen, die durch die Bekämpfung der Nebenwirkungen erster Stufe entstanden sind) sind aber auch nicht zu verachten. Nur soviel: beide Entsorgungssysteme funktionieren momentan nicht perfekt. Dagegen gibts vermutlich auch was, aber ich bin momentan nicht scharf auf Nebenwirkungen dritter Stufe... Also heißt es, aushalten. Hab heute beim Labor die Schwester dazu befragt, sie sagt das mit den Nebenwirkungen bei Morphin kann sich noch etwas hinziehen. Auf jeden Fall ist nach dem dritten Tag noch nix vorbei.
Mancher erkennts vielleicht auf dem Foto: ich hab in der letzten Woche ca. 4 kg abgenommen. Eigentlich hab ich jetzt mein Idealgewicht. Aber leider kann man krankheitsbedingte Gewichtsveränderungen nicht festhalten...
Schließlich, quasi als "Rausschmeißer" und weil ich momentan hauptsächlich in dieser Branche tätig bin, noch etwas Fäkalhumor: "Es kam mit einer solchen Wucht, dass es einen Sprung ich die Kloschüssel geschlagen hätte, wenn ich es bis dorthin geschafft hätte."

Montag, 13. September 2010

Fast wieder Nix

Nach noch ein paar harten Tagen - die Schleimhautentzündung hat dann schließlich auch noch mal ordentlich "reingehauen" - wirds jetzt doch deutlich besser.
Heute war ich wieder mit dem Fahrrad beim Arzt (nur wegen Krankschreibungsverlängerung, nichts Ernstes) und es ging gut.
Donnerstag ist Labor, da wird wieder geschaut, ob noch was zu sehen ist von der Chemo. Also bis dann.

Mittwoch, 8. September 2010

Am Wendepunkt?

Abergläubischer Mensch wie ich bin, hab ich immer ein wenig Skrupel über positive Ereignisse zu berichten, wenn sie noch nicht so richtig gesichert sind. Aber in Anbetracht der Mühen der vergangenen Tage will ich mir mal einen "Schluck aus der Pulle" gönnen.
Letzte Nacht, so um die Mitternachtsstunde hat sich eine seltsame Veränderung eingestellt. Mit einem Mal hatte ich das Gefühl, dass die Schmerzen um zwei Größenordnungen zurückgingen, ganz so als hätten die Schmerzmittel endlich eine Mauer durchbrochen oder so. Dazu kam noch, dass Blasensensorik auf einmal wieder funktionierte. Die letzten Tage hatte ich das immer "auf gut Glück" geregelt, war ja sowieso ständig aufm Klo. Hab dann gleich die Schmerzmitteldosis eingeschränkt.
Heute war die letzte Bestrahlung. Danach hab ich ein Abschlussgespräch mit dem Arzt geführt. Auf das Thema angesprochen, vermutet er folgendes: Da Krebszellen ja auch nur Gewebe sind, reagieren sie auch "ödematös" auf die Behandlung, d. h. es kommt zunächst zu einer Anschwellung. Diese zusätzliche Enge war vermutlich die eigentliche Ursache für die entsetzlichen Schmerzen der letzten Wochen. Aber irgendwann gibt es einen Wendepunkt, und dies ist vermutlich die Ursache für starke Verringerung der Schmerzen. Diese Vermutung würde, nebenbei bemerkt, auch von typischen Zeitablauf her passen.
ER SCHRUMPFT!
Na, das geht doch runter, wie Öl, oder?

Dienstag, 7. September 2010

Doar habsch de Brille auf

Das mit den geringen Nebenwirkungen war wohl eine Luftnummer. Es waren dann doch welche, aber die hab ich zuerst nicht richtig geschnallt. Nämlich Durchfall. Und da ich, noch in Verkennung der Tatsachen, munter weiter das Anitverstopfungsmittel genommen habe, war das die schnellste Flitzekacke aller Zeiten. Meistens im Fünf-Minuten-Takt - in Ruhezeiten hatte ich mal bis zu eine Stunde "Ruhe". Aber auch da hieß es immer wachsam sein. Ich hab mich praktisch am Wochenende mit nichts anderem beschäftigt.
Als ich es dann endlich gemerkt hatte, hat es noch einen halben Tag gedauert, bis es nicht mehr ganz so schlimm war.  Jetzt kann ich wenigstens das Haus verlassen - für die Bestrahlung. Taekwondo hab ich sausen lassen.
Es ist jetzt meistens auch nicht mehr so turbo und der Modus "Fünf-Minuten-Takt" ist auch nur manchmal noch nachts von ca. 11-1 aktiv. Aber es ist Schwerstarbeit und die Schmerzen dabei sind, wenngleich nicht unerträglich, doch immens.
Mir ist es sehr schwer gefallen, dies hier zu veröffentlichen. Aber ich hatte geschworen, das soll kein Friede-Freude-Eierkuchen-Blog werden und nun habt Ihrs. Haltet Euch mit Mitleid zurück, das erzeugt nur Gegenmitleid. Und dann schreibe ich sowas nicht mehr, wenns wieder passiert. (Fragen sind natürlich immer willkommen.)

Freitag, 3. September 2010

Ausklang Phase 1

Die zweite Runde Chemo ist geschafft. War mit noch weniger Nebenwirkungen verbunden als in der ersten Runde - nur ein leichtes Brennen auf der Zunge, was auch schon fast wieder weg ist.
Die Bestrahlung endet auch nächste Woche. Nettes Detail: Nächste Woche hab ich nur noch drei Termine, nicht fünf.
Und dann kann sich mein Körper in Ruhe auf die Beseitigung der Entzündung der Schleimhäute kümmern. Der Arzt sagt, das kann sich so zwei Wochen hinziehen. Leider ist die Schmerzmitteldosis, die ich brauche, damits nicht unerträglich ist, relativ hoch (2 MST und 7-8 Sevredol täglich, wens interessiert). Das ist an sich nicht schlimm, aber es droht dann ein höheres Risiko für Verstopfung und davor grauts mir echt.
Zum Thema Schmerzen hab ich ein kleines Büchlein erhalten. Dort fand ich sehr interessante Sachen. Grundtenor: "Schmerzen soll man nicht aushalten, sondern bekämpfen". Der Grundgedanke ist der folgende: Normalerweise haben Schmerzen den Zweck, auf Probleme hinzuweisen und dafür sorgen, dass man sich so verhält, dass der Schaden nicht vergrößert wird. Man humpelt, damit der verstauchte Fuß in Ruhe heilen kann. Im Falle von meinen Schmerzen ist das aber völlig sinnlos. Wie sollte ich mich denn anders verhalten? Die Natur fordert ihren Tribut, ob es den Schleimhäuten nun passt oder nicht. Und es muss auch genau da vorbei.
Andererseits verursachen Schmerzen großen Stress, der in der gegebenen Gesamtsituation nicht gerade hilfreich ist. Ergo: Bekämpfen und Nebenwirkungen in Kauf nehmen.
(Ganz nebenbei: Die Gefahr der Abhängigkeit scheint bei diesen Mitteln verschwindend gering zu sein. Das fand ich einigermaßen überraschend)

Der nächste große Termin ist dann der 22. September. Dann wird ein CT gemacht. Da erfahren wir dann, was das alles gebracht hat bisher. Spannend spannend.

Mittwoch, 1. September 2010

Matricaria recutita

Gestern mußte die Schmerzbekämpfung nochmal "justiert" werden. Jetzt bekomme ich Morphin. Aber das hilft jetzt. Endlich!
Langsam wirds auch kompliziert:
Also:
- Wegen der Chemo mach ich zweimal täglich Mundspülung.
- Zweimal täglich "retardierendes" Morphin (das hat Langzeitwirkung und dient als Basis)
- Ein bis zweimal täglich bei Bedarf eine andere Morphinvariante, die sofortige Wirkung erzielt (Wann, könnt Ihr Euch denken)
- Einmal täglich muß ich noch einen sogenannten Weichmacher zu mir nehmen, da Morphin zumeist Verstopfung verursacht.
Damit ich nicht durcheinander komme, führe ich jetzt Buch darüber. Immer lacht.
Ich habe übrigens festgestellt, dass ich momentan ganz wenig Kaffee oder Espresso trinke. Irgendwie hab ich keinen Appetit darauf. Wißt Ihr, was mein neuestes Lieblingsgetänk ist? Kamillentee. Da lacht Ihr noch mehr.
Die Krankheit zeigt, wie man sehen kann, deutliche Spuren. Ob sich das wohl wieder normalisiert?