Der Traum (vom 18.4.2011)


Der Garten des Krankenhauses hatte bis vor kurzem noch einen schön gepflegten Rasen. Und einen geschwungen angelegten Steingarten mit leicht geschmacklosen Gipsstatuen.
Mittlerweile hatte sich dieser aber in ein schlammiges grünes Etwas verwandelt. Die vielen Menschen, die hier mittlerweile Zuflucht gefunden hatten und unter lausigen Bedingungen darauf warteten, dass das Entscheidende passierte, waren zuviel für das empfindliche Grün.
Alle diese Menschen hatten zwei Sachen gemeinsam.
Zum einen hatten sie eine schwere Krankheit hinter sich gebracht - manche Krebs, manche hatten neue Hüft- oder Kniegelenke bekommen, Nieren gespendet oder gespendet bekommen. Einer war sogar dabei, bei dem haben sie etwas gegen Parkinson tun können (was genau, hab ich nicht verstanden). Die meisten waren schon wieder ziemlich fit, manche hatten noch Schmerzen, naja die "Hüft- und Kniegelenke" hatten alle durchweg noch Schwierigkeiten beim Doppelten Salto (Manche hauptsächlich deshalb, weil der Arzt ihnen davon abgeraten hatte.).
Die zweite Gemeinsamkeit war die Tatsache, dass sie sich ihre Anschlußheilbehandlung nicht vom System diktieren lassen wollten. Versteht mich nicht falsch. Das waren keine Dissidenten. Sie wollen nichts weiter, als eine Kur für sich oder ihnen Partner, die auch sinnvoll ist. Aber das System wollte diese Freizügigkeit nicht erlauben. Es fürchtete vermutlich um seine Stabilität.
Deswegen haben sich die mutigsten und die holzköpfigsten hier in den Garten des Krankenhauses geflüchtet. Sie harrten aus, bis der Arzt kommt.
Nach mehreren Wochen unbestimmten Wartens und mehr oder minder hilflosen Versuchen, dass System mittels Argumenten umzustimmen, geschah es dann an einem Montag...
Die Dämmerung war schon fortgeschritten. Im Raum des Gebäudes, zu welchem der Gartenbalkon gehörte wurde das Licht angeschaltet. Die Tür wurde geöffnet und ca. 10 Personen traten auf den Balkon. Wegen der Lichtverhältnisse war es nicht erkennbar, wer da auf den Balkon herausgetreten war. Aber dass sollte sich sofort aufklären. Einer der Personen hob an zu sprechen:
"Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Anschlußheilbehandlung..."
Weiter kam der Sprecher, den die etwa 4000 AHB-Extrawünschler an der Hallenser Sprachfärbung erkannt hatten, nicht. Die übrigen Worte gingen in einem Jubelsturm unter. Die Menschen lagen sich in den Armen, und mancher, der eine Stomarückverlagerung kurz hinter sich hatte, konnte eine kleine Insuffizienz nicht unterdrücken...
Dann klingelten Telefone. Es waren meine Telefone. Das gute alte IQ-Tel im Arbeitszimmer und das Fritzdings ganz nah an meinem Ohr.
... an meinem Bett.
Ich wachte auf. Es war ein Traum.
Telefonklingeln wieder.
Plötzlich hellwach nahm ich den Hörer ab.
"Ja - Hoyer?"
"Hier ist Herr Kaiser von der Humbug-Meineider [Namen geändert]. Ich wollte mal wegen Ihrer Kur nachfragen."
"Aach Sie, das ist ja nett, dass Sie anrufen. Hab noch nichts Neues. Ich gehe gleich mal zum Briefkasten. Rufe Sie dann zurück. Tschüß und schönen Dank für Ihr Interesse".
Eilig rannte ich die Treppen runter.
Zum Briefkasten.
Dort lag nur ein Brief.
Von der Deutschen Rentenversicherung Bund.
Aufreissen, schnell.
Text:


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