Montag, 28. Februar 2011

Krebs auf höherer Ebene

Die, die mich kennen und die die diesen Blog lesen, haben wahrscheinlich den Eindruck, dass ich die ganze Sache viel zu leicht nehme. Das ist wohl, so, aber ich kann nicht anders. Bisher hält sich der Schrecken, den mein Krebs auf mich ausübt, in Grenzen.
Nun sind aber zwei Sachen passiert, die mich dann doch jetzt ein wenig erzittern lassen. Die ziemlich unangenehme Gefühle in mir hervorrufen und ein Grausen vor den nun auf mich zukommenden Maßnahmen.

Zum Ersten:
Ich habe immer versucht, mich vom schnöden Mammon zu emanzipieren, aber in gewissen Situationen merke ich, dass ich da noch ein großes Stück des Weges vor mir habe. Es kratzt mich doch mehr als ich will, wenn es um Geld geht...
Zur Sache: Meine Krankenkasse hat die Rechnung der Hauptoperation in einigen Punkten moniert. Es würde sich um Leistungen handeln, die nicht erbracht wurden, im Umfang von summa sumarum 615€ . Mit diesem Schreiben bin ich dann im Krankenhaus vorstellig geworden. Dort wurde mir - sinngemäß - folgendes erklärt: Die Ziffernliste, die bei solchen Abrechnungen verwendet wird, ist von 1973 und folglich alles andere als aktuell. Um "moderne" Leistungen dennoch abrechnen zu können, werden sogenannte Analogziffern benutzt, wo man, sagen wir, für die brandneue Antineutrinoverschränkungsanalyse (fiktive Methode) die Ziffer für Teufelsaustreibung verwendet, die zwar noch in der Liste drin ist aber nicht (oder kaum) mehr benutzt wird. Das geht auch oft gut, aber Unstimmigkeiten sind vorprogrammiert. Der "normale" Weg in diesem Fall ist wohl, dass ich dann anwaltliche Schritte unternehme und das Geld einklage oder die Rechnung korrigieren lasse. Die bekanntermaßen sehr nette und hilfsbereite Dame vom Krankenhaus hat sich aber bereit erklärt, das nochmal vom Arzt checken zu lassen. Mal sehen wo das hinführt.
Das Problem für mich ist, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu weiteren solchen Problemen kommt. Ich habe eine Krankheit, die mit Hightechmitteln bekämpft wird. Die wirklich starken Therapien werden im Allgemeinen nicht in der Liste von 1973 drin stehen. Warum sind "die" seit fast vierzig Jahren nicht in der Lage sich mal auf eine neue Liste zu einigen? Wieviel bürokratischer und juristischer Scheiß kommt da jetzt noch auf mich zu?

Zum Zweiten:
Ich hatte ja vor, meine Reha in Leipzig stattfinden zu lassen. Nun stellt sich raus, dass das nicht so einfach ist. Also, dass heißt, normalerweise ist es einfach, aber in unserem idyllischen Bundesland NRW ist es mal wieder sinnlos kompliziert. Eigentlich ist es eine Sache der Rentenversicherung. In NRW aber, da gibt es noch die "Arbeitsgemeinschaft für Krebsbekämpfung NRW". Laut Aussage der Betreuerin bei meiner Krankenversicherung ist es der Rentenversicherung - im gewissen Rahmen - gleich, wo ich meine Kur antrete. So nach dem Motto, Hauptsache die Klinik ist ok und die Unterbringungskosten sind im Rahmen. Aber die "Arbeitsgemeinschaft für Krebsbekämpfung NRW" ist der Meinung, noch weitere Hürden aufstellen zu müssen: Ambulante Betreuung geht nur am Hauptwohnsitz. Wo ich wohne ist also völlig unwichtig. Wichtig ist der eingetragene Hauptwohnsitz. Es zählen bürokratische Kriterien - nicht praktische.
Ich darf auch nur Kliniken wählen, die in ihrem Kartell sind. Im Osten gibts da keine einzige...
Außerdem, so sagte die bei der Arbeitsgemeinschaft zuständige Beam... äh Mitarbeiterin, gäbe es in Leipzig sowieso keine für Darmkrebsnachsorge geeignete Klinik. Insbesondere würde die von mir genannte Klinik dies nicht anbieten. Sie hatte wohl in ein Buch geschaut, was schon etwas älter war, auf der Website dieser Klinik (http://www.medica-klinik.de/medica-onkologie.html) jedenfalls wird Darmkrebsnachsorge angeboten - angerufen und gefragt hab ich da auch schon (Info für Internetmuffel). Mit einem mir etwas unangenehm vorkommenden Unterton sagte sie noch, sie hätten doch überall in Deutschland schöne Kliniken im Angebot, natürlich nicht in den ..., in den neuen ..., (hier fing sie etwas an zu stottern).
Jetzt soll ich eine ausführliche Begründung (was immer das ist) schreiben, warum ich in Leipzig bekurt werden will. Aber große Hoffnungen hat sie mir nicht gemacht.

Vor dem allen graut mir.

4 Kommentare:

  1. Ich glaube, ich habe den Ernst der Lage erkannt und kann Dir noch nicht mal empfehlen mit einem der Mädels von der Arbeitsgemeinschaft für Krebsbekämpfung NRW essen zu gehen um in angemessen angenehmer Atmo-sphäre Dein Anliegen zu transportieren. Hm - wie könnte man den das aternativ angehen...

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  2. Huch, wie bin ich denn jetzt zu diesem Pseudonym gekommen????? Naja ;-)

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  3. ich mag deine bilder xxxx

    und schöne grüsse vom ryan aus australien :D

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  4. wie sieht es aus an der Front? Haste dein Schreiben schon fertig? ...

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